Gut zu wissen:
Betriebliche Ladeinfrastruktur

Bei der Planung, dem Aufbau und dem laufenden Betrieb einer eigenen Ladeinfrastruktur gilt es einige Spielregeln zu beachten. Besonders wichtig ist die Abgrenzung des Ladestroms zu dem restlichen Betriebsstrom. Etwa dann, wenn Ihr Unternehmen von der besonderen Ausgleichsregelung nach EEG profitiert oder als produzierendes Gewerbe von den Erleichterungen des § 9b Stromsteuergesetz (StromStG) partizipiert.


Kapazitäten richtig planen
Ganz am Anfang steht aber die eigentliche Planung der Kapazität. Und zwar nicht nur hinsichtlich der Verbraucher (also die E-Autos), sondern auch unter Beachtung der möglichen Anschlussleistung vor Ort. Häufig ist die Realisierung eines aktiven oder passiven Lademanagement-Systems die beste Wahl: Dabei wird entweder statisch oder dynamisch gesteuert, welcher Ladepunkt wie viel Leistung erhält.

Technische Realisierung
Grundsätzlich unterscheidet man nach "Normalladen" mit einer Leistung zwischen 3,7 und 22 kW und dem sog. "Schnellladen" mit Leistungen von 44 kW. Dies betrifft das AC-Laden, also das Laden mit Wechselstrom (AC).  Beim DC-Laden (Gleichstrom) werden Leistungen von 50 kW und mehr erreicht. Die Hochleistungslader realisieren bis zu 400 kW Leistung. Darüber hinaus wird auch mit dem sog. induktiven Laden gearbeitet, also einem kabellosen Aufladen über eine Primär-Sekundärspule. Dabei werden Leistungen bis 22 kW erzielt.

Für die betriebliche Ladeinfrastruktur setzt man heute i.d.R. auf AC-Lader mit 22 kW Leistung je Ladepunkt. Zu beachten gilt, dass der Wechselstrom über einen im Fahrzeug integrierten Onboard-Lader in Gleichstrom umgewandelt wird. Hier stehen aktuell nur selten tatsächlich 22 kW zur Verfügung. Die heute üblichen Elektroautos verfügen über Onboard-Lader mit ca. 11 kW Leistung. Am weitesten verbreitet sind für den Anschluss des Ladekabels an das Fahrzeug die Typ 2 Stecker im AC-Bereich sowie Combo 2 Stecker im DC-Bereich.

Übersicht der Steckersysteme




Für Ladeinfrastruktur mit Leistungen von über 3,7 kVA  besteht eine Anzeigepflicht gegenüber dem örtlich zuständigen Strom-Netzbetreiber (vgl. VDE).


Wallbox oder Ladesäule ?

Je nach baulichen Voraussetzungen im Betrieb fällt die Wahl zwischen einer Ladesäule, welche in der Regel im Außenbereich mit Betonsockel und Rammschutz versehen gebaut wird und einer Wallbox, die vertikal auf der Wandaufputz installiert wird. Es gibt auch Lösungen für aufgeständerte Wallboxen, welche in Zwischenbereichen (bspw. überdachten Pergola-Systemen) zur Anwendung kommen.

In allen Fällen kommt beim AC-Laden eine Leitung von bis zu 22 kW je Ladepunkt zur Anwendung. Wallboxen haben hier kostenseitig einen klaren Vorteil, da i.d.R. keine Tiefbauarbeiten (bspw. Versorgungsleitungen) notwendig werden. Eine Wallbox mit bspw. 2 Ladepunkten und festangeschlagenem Ladekabel ist bereits für wenige hundert Euro zu haben. Eine gleich ausgestattete Ladesäule hingegen schlägt mit mehreren tausend Euro zu Buche.

Leistungsspitzen mit Lademanagement optimieren
Mit einem entsprechenden Lademanagement-System kann ein ausgewogener Mix aus zeitoptimiertem Laden und günstigen Betriebskosten (Aufwand für Ladestrom, geglättete Leistungsspitzen) realisiert werden.

Mittel- und Langfristplanung wichtig

Unternehmen sollten beachten, welche Auswirkungen die Verkehrswende auf den Bedarf an eigener Ladeinfrastruktur in den nächsten Monaten und Jahren haben wird: Nach einer Studie des RLI aus Ende 2020 wird der Bestand an Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2030 auf bis zu 14,8 Millionen Stück steigen. Und nicht nur die eigenen dienstlichen PKW spielen hier eine Rolle, auch die Fahrzeuge der Belegschaft werden in Zukunft zu einer hohen Nachfrage führen.